Fotografien und 16-mm-Filme
aus dem Nachlass Schönwetter 1897–1996

144 Seiten mit über 100 Abbildungen.

Aus dem Inhalt:

Hans Schönwetter

 

Elsbeth Kuchen, Kaba Roessler: Foto Schönwetter Glarus


Jürg Davatz: Wie das Schönwetter-Archiv ins Museum des Landes Glarus in Näfels kam

Kaba Roessler: Notizen zu Foto Schönwetter Glarus

Paul Hugger: Der «Dorffotograf» – verkannt und doch kulturprägend.
Eine Laudatio

Franz Ulrich: Der Blick des Fotografen.
Zu den Filmen von Hans Schönwetter

Roland Cosandey: Eine Erweiterung der Filmgeschichte:
Der Schönwetter-Filmbestand

Elsbeth Kuchen, Kaba Roessler:
Unvollständige Titelliste 16-mm-Filme und Magnettonbänder

Das Wanderkino
Autorinnen und Autoren
Auswahl von Publikationen mit Fotografien von Foto Schönwetter

Die Fotografenfamilie Schönwetter

Wolkenstudie am Obersee
Hans Schönwetter um 1930
Der Fotograf auf dem Baum

 

 

Foto Schönwetter Glarus. Fotografien und 16-mm-Filme aus dem Nachlass Schönwetter 1897–1996
Herausgegeben von Elsbeth Kuchen und Kabab Roessler.
Texte von Roland Cosandey, Jürg Davatz, Paul Hugger, Elsbeth Kuchen, Claudia Kock Marti, Kaba Roessler, Franz Ulrich.
144 Seiten, gebunden, Leinen. ISBN 3 85791 364 9. SFr. 58.–

Fotobuch Schoenwetter
 

Bestellung: Limmat Verlag oder Museum des Landes Glarus Freulerpalast

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Dank

 

Die Herausgeberinnen danken der Familie Schönwetter für das Vertrauen und die massgebliche finanzielle Unterstützung:Frau Elsa Schönwetter-Müller (1911–2000), Herr Dr. med. Hans Peter Schönwetter, Frau Ruth E. Rümmele-Schönwetter

© Foto Schönwetter

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Textauszug Einleitung: Foto Schönwetter Glarus

 
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Die Schenkung des fotografischen Nachlasses der Familie Schönwetter an den Kanton Glarus (1996) war eine grosszügige Geste. Sie fordert Respekt: Die Ansichtskarten, Diapositive, Negative, Glasplatten, Fotomontagen, Retouchen, Abzüge auf Papier und Filme in diversen Formaten sind nicht einfach Dokumente oder Kopien, sie sind einmalige Originale und Zeugen einer verflossenen Zeit von ästhetischem, historischem und soziokulturellem Wert. Bilder von Foto Schönwetter prägten Land und Leute, gelangten als Postkarten in die weite Welt und wurden in vielen Publikationen verwendet. Dr. Jürg Davatz erzählt, warum der fotografische Nachlass ins Museum des Landes Glarus Freulerpalast Näfels kam. Er berichtet von seinem persönlichen Kontakt, von der Archivierungstätigkeit des Museums und von seinem Umgang mit Fotografie (S. 7).

Bilder und Filme brauchen ein Publikum. Eingeschlossen in Archivschachteln und Filmdosen verkümmern sie und verlieren ihre originäre Bestimmung: gesehen zu werden. Wir danken Jürg Davatz für den Auftrag, die Ausstellung «Foto Schönwetter Glarus» im Freulerpalast Näfels (Juni 2000 bis November 2001) zu konzipieren und zu realisieren. Die Idee zu diesem Buch entstand während der Vorarbeiten zur Ausstellung und der Auswahl der 16-mm-Filme von Hans Schönwetter für das Wanderkino (ab Januar 2001) – ein weiteres Projekt, das sich im Laufe der Beschäftigung mit dem Nachlass entwickelt hat. Uns war bewusst geworden, dass das multimediale Schaffen von Foto Schönwetter eine entsprechende Präsentation verlangt.

Unsere Arbeit wurde von Elsa Schönwetter, Witwe des Fotografen Hans Schönwetter, Tochter Ruth E. Rümmele-Schönwetter und Sohn Dr. med. Hans Peter Schönwetter immer wohlwollend begleitet. Die Gespräche waren geprägt von Offenheit und Vertrauen. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich.1 Die «Notizen zur Fotografenfamilie Schönwetter Glarus» geben einen Einblick in die Geschichte des Familienbetriebes Foto Schönwetter ab 1900 bis in die Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts (S. 23).

Das umfangreiche, gut erhaltene Werk der Schönwetters ist zwar ein einmaliger Glücksfall für den Kanton Glarus, aber in der Fotogeschichte kein Einzelfall. Das Bewusstsein und die Wertschätzung gegenüber dieser Art von Bilderproduktion wächst jedoch erst langsam. Prof. Paul Hugger unterstreicht deshalb in seiner Laudatio «Der Dorffotograf – verkannt und doch kulturprägend» die Bedeutung lokaler Berufsfotografen (S. 53). Er stellt ihre Arbeit in einen überregionalen Kontext, zeigt Zusammenhänge auf und verweist auf Differenzen.

Der Nachlass Schönwetter umfasst auch rund 50 000 Meter 16- und 8-mm-Filme. Daraus «liesse sich ein ähnlicher Dokumentarfilm herstellen wie Friedrich Kappelers ‹Der schöne Augenblick› (1985) über die Altdorfer Fotografen Aschwanden», meint Franz Ulrich in seinem Beitrag (S. 87). Er beschreibt die Charakteristika dieser Zelluloidstreifen und zeigt Grenzen auf, an die Hans Schönwetter als Autor, Regisseur, Cutter, Produzent und Operateur gestossen ist.

Auf eine Lücke in der Filmwissenschaft macht Roland Cosandey aufmerksam: Die filmische Arbeit Schönwetters passt in keine der von der klassischen Filmgeschichtsschreibung definierten Kategorien, obwohl es dafür seit den Anfängen des Films viele Beispiele gibt. Er ist weder professioneller Filmemacher von Kurz-, Dokumentar-, Experimental- oder Spielfilmen, noch ist er Amateur (S. 123).


Mit der Zusammenstellung einer Auswahl von zwölf 16-mm-Filmen für Projektionen ist ein erster, kleiner Schritt zur Aufarbeitung und Rettung des filmischen Nachlasses gemacht. Die Originalfilme von Hans Schönwetter wurden in ihrer ursprünglichen Form dupliziert und um Titel und Angaben im Nachspann erweitert. Leider kommt diese Auswahl ohne Ton daher, obwohl es keine Stummfilme sind. Hans Schönwetter hat die Tonbänder – zum Beispiel mit Aufnahmen von Reden, Musik, Geräuschen – auf einem Revoxgerät abgespielt und die Filme während der Projektionen zusätzlich kommentiert. Das Tonmaterial wurde bis heute nicht inventarisiert und kopiert. Damit sind die Tondokumente für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, was auch für die noch nicht duplizierten Filme zutrifft.

Die Arbeit von rund drei Generationen, die Vielfältigkeit in Thematik und Technik, die Ästhetik und Sprache der Bilder, die Dichte und Qualität des Werkes der Fotografen Schönwetter haben uns überrascht, erfreut und fasziniert. Gerne hätten wir uns noch weiter auf dieses Werk eingelassen, es erforscht. Doch die Zeit drängte, die Mittel sind nicht unbegrenzt. Bei einer Menge von schätzungsweise einer Million Dokumenten bleibt die Wahl von rund 100 Fotografien eine subjektive Arbeit. Vieles fehlt. So bleibt dieses Buch ein Versuch, etwas von der Stimmung «Schönwetter» zu erzählen, wie wir sie in den letzten Jahren kennen und schätzen gelernt haben.

Elsbeth Kuchen
Kaba Roessler

     
 

Textauszug:
Der «Dorffotograf» – verkannt und doch kulturprägend.
Eine Laudatio

 


Dem Image des Dorffotografen – wir könnten auch von seinem Berufskollegen in der Stadt sprechen – haftet etwas Biederes, Kleinbürgerliches an. Das Vorstellungsbild variiert vom Goldzwicker über das Gilet mit Taschenuhr bis hin zum nervös agierenden Arrangeur. Gewiss, das ist etwas karikierend – aber die Fototheoretiker haben an diesen Klischees mitgewirkt, sofern sie den Dorffotografen überhaupt zur Kenntnis nahmen. Sein Fotografieren war und ist für sie die banale Kehrseite der Medaille, auf deren Vorderseite die Muse der Kunstfotografie thront.


So hat man die Berufsfotografen in Stadt und Land, welche die Bildbedürfnisse lokaler Gesellschaften wahrnahmen, lange als «quantité négligeable» betrachtet. Ihnen widmete man keine Publikationen und Ausstellungen. Dass diese Hochnäsigkeit fehl am Platz, ja albern war, beginnt man erst in den letzten Jahren teilweise einzusehen. Man hat den Dorffotografen punktuell entdeckt, und siehe da, die entsprechenden Ausstellungen und Publikationen haben Erfolg, sie finden ihr Publikum. Gewiss, es ist ein anderes Publikum als das der «hochkarätigen» Fotoausstellungen mit den ewig gleichen Stars, Ausstellungen, deren Langeweile nur durch den Snobismus des «man muss es gesehen haben» oder das Palaver an Vernissagen verdeckt wird. Bei den Gegenbeispielen denke ich etwa an das Buch über den Amateurfotografen und Dorfchronisten Josef Burri, Posthalter im luzernischen Malters1, an die Ausstellungen über Ernst Hiltbrunner in Langenthal und über die Fotografen des Emmentals in Bern 2. In diese Optik reiht sich auch die Präsentation der Fotografenfamilie Schönwetter aus Glarus ein.


Hinter diesen Ausstellungen und Publikationen stehen die Überzeugung und die Einsicht, dass solchen lokalen Fotografen eine grosse Bedeutung als Dokumentaristen und als Vermittler einer ästhetischen Kultur und gesellschaftlicher Haltungen zukommt. Davon soll hier die Rede sein.

Paul Hugger

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Bestellung: Limmat Verlag